An den Mond - von Johann Wolfgang von Goethe (1789, 2. Fassung)

Details
Title | An den Mond - von Johann Wolfgang von Goethe (1789, 2. Fassung) |
Author | Carpe Poem |
Duration | 1:45 |
File Format | MP3 / MP4 |
Original URL | https://youtube.com/watch?v=KRR7Qr32GmI |
Description
Johann Wolfgang von Goethe: An den Mond
Füllest wieder Busch und Tal
Still mit Nebelglanz,
Lösest endlich auch einmal
Meine Seele ganz;
Breitest über mein Gefild
Lindernd deinen Blick,
Wie des Freundes Auge mild
Über mein Geschick.
Jeden Nachklang fühlt mein Herz
Froh- und trüber Zeit,
Wandle zwischen Freud' und Schmerz
In der Einsamkeit.
Fließe, fließe, lieber Fluß!
Nimmer werd' ich froh;
So verrauschte Scherz und Kuss
Und die Treue so.
Ich besaß es doch einmal,
was so köstlich ist!
Dass man doch zu seiner Qual
Nimmer es vergißt!
Rausche, Fluss, das Tal entlang,
Ohne Rast und Ruh,
Rausche, flüstre meinem Sang
Melodien zu!
Wenn du in der Winternacht
Wütend überschwillst
Oder um die Frühlingspracht
Junger Knospen quillst.
Selig, wer sich vor der Welt
Ohne Hass verschließt,
Einen Freund am Busen hält
Und mit dem genießt,
Was, von Menschen nicht gewusst
Oder nicht bedacht,
Durch das Labyrinth der Brust
Wandelt in der Nacht.
Heute vor 189 Jahren, am 22. März 1832, starb in Weimar Johann Wolfgang von Goethe im Alter von 82 Jahren.
Die erste Fassung seines Gedichts "An den Mond" entstand 1778 und begann mit der Verszeile "Füllest wieder 's liebe Tal". Die spätere Fassung ist die bekanntere Version ("Füllest wieder Busch und Tal").
Das lyrische Ich wendet sich von der menschlichen Gesellschaft ab und zieht sich in die Natur zurück - der Mond wird zum Gegenüber, zu dem gesprochen wird.
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